Baudenkmal KulturMühle Buchhagen

Eine verstaubte, verfallene, vergessene Ruine?

Nicht mehr! Im Sommer 2008 wurde nach sechsjährigen Restaurierungsarbeiten das denkmalgeschützte Gebäude als KulturMühle Buchhagen eröffnet. Seither finden hier regelmäßig Kulturveranstaltungen statt und man kann die Räumlichkeiten auch privat mieten. Für die, die sich intensiver für die Historie unseres heutigen Kulturzentrums interessieren, hier einige Informationen zur Baugeschichte.

Die KulturMühle liegt 3 km entfernt von der Münchhausenstadt Bodenwerder (ca. 5600 Einw.), sehr idyllisch zwischen Hügeln, ganz in der Nähe des Weserradwegs, des Pilgerwegs Loccum-Volkenroda und in direkter Nachbarschaft zu einem orthodoxen Kloster. Gemeinsam mit dem ehemals zugehörigen Gutshaus, dem „Langen Haus“ (ehem. Arbeiterwohnungen), einer Scheune und einem Stall steht die Mühle unter Denkmalschutz. 

Die Mühle

Die ehemalige Schleifmühle in Buchhagen gehört zu den historischen Bauten in Niedersachsen, die in die Denkmalliste eingetragen sind. Das gesamte Anwesen, bestehend aus Mühle, Stall, zwei Scheunen und Arbeiterwohnhäusern, steht unter Ensembleschutz. Erbaut wurde die Schleifmühle im Jahre 1867 im Auftrag der Familie von Hake.

Bauhistorisch gesehen fällt das Ensemble in die Epoche des Deutschen Historismus. In typologischer Form und Anlage entspricht das Industriegebäude von Süden her der damals üblichen Herrenhausarchitektur als dreischiffige Anlage mit erhöhtem Mittelschiff. In eigener und sehr regional geprägter Interpretation nach historischen Vorbildern der Antike und der Sakralbaukunst.

Die Mühle besteht vom Fundament bis zum Dach aus dem hier im Vogler gewonnenen Sandstein.

Buchhagen war seit je her ein Bauerndorf. Die ersten Siedler umgaben ihre Behausungen mit einer Hecke aus Buchen, so entwickelten sich der Ortsname aus Buch und Hecke (Gehege). Die von Hakes besaßen den „Bochagen“ seit Anfang des 14. Jahrhunderts als Lehen durch den Bischof von Minden.

KulturMühle Buchhagen

Starke Veränderungen in der Landwirtschaft (Abschaffung des Zehntrechtes, Neuvermessung und Umverteilung der Ländereien, Übergang zur Stallfütterung und neue Düngestoffe) führten im 19. Jahrhundert zu einem Aufblühen der Landwirtschaft. Außerdem gab es neue Absatzmärkte in den wachsenden Städten und die Industrialisierung begann.

Im Zuge dieser Neuerungen wurde 1887 zwei neue Scheunen an die Schleifmühle gebaut und gegenüber ein neuer Schweinestall. Auch die Arbeiterreihenhäuser entstanden in dieser Zeit. Bis 1907 konnten Landwirtschaft und Schleiferei gut nebeneinander bestehen, eine Turbine ersetzte die Dampfmaschine, welche eine Schrotmühle und einen Dreschwagen betrieb. Außerdem produzierte sie für ganz Buchhagen Strom.

Ursprünglich gab es in der Mühle vier Schleifkränze, angetrieben von zwei Mühlenrädern, die mit einer 32 m langen Welle verbunden waren. (Zum Andenken an die alte Schleiftechnik wurde bei der Sanierung ein Schleifkranz im Boden nachempfunden.) Hauptsächlich wurden Bodenplatten aus rotem Sandstein geschliffen, die nicht nur regional vermarktet wurden, sondern in den Bäuchen großer Segelboote bis nach Amerika gelangten. Auch dort dienten sie in Kirchen aber auch Schlachthöfen als Bodenbelag.

KulturMühle Buchhagen

Zusätzlich zu den Schleifkränzen baute man nachträglich eine Steinsäge ein. Nun konnten z.B. auch Fensterbänke, Denkmalsockel, Bossensteine und Tröge hergestellt werden. Am nördlichen Teil des Gebäudes entstand ein Anbau in dem eine Dampfmaschine ihren Platz fand, so war die Schleiferei unabhängiger von der Wasserkraft.

Ab 1908 wurde der Schleifbetrieb eingestellt. Nach dem Einbau von zwei Ziegelwänden in den ursprünglich ungeteilten Raum, zogen eine Schmiede und eine Stellmacherwerkstatt ein. Der westliche Teil der Mühle diente als Kornboden. Bewohnt war die Mühle noch bis ca. 1970. Dann stand sie 30 Jahre lang leer, bis 1998 der Kulturverein Kaleidoskop begann, das verfallene Gebäude wieder mit Leben zu füllen. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hält das Gebäude für überregional bedeutsam und hat die Sanierung  – neben u. a. dem Land Niedersachsen und der EU – gefördert. Der gemeinnützige Verein hat sich zum Ziel gesetzt – nachdem er bereits die denkmalgerechte Sanierung dieses Kulturerbes getragen hat – weiter für den Erhalt der historischen Mühle zu sorgen.